Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich tu mir gerade immer noch etwas schwer: mitten in eine Pandemie, die eine wahnsinnige Wirtschaftskrise mit sich ziehen wird, fällt ein Umbruch, auf den wir so lange gewartet haben. Ein weltweiter Aufschrei gegen Rassismus, der genau so wichtig und überfällig war wie #metoo. Und drei Tage nach den Demos hab ich das Gefühl: Hallo? Und jetzt ist es wieder vorbei? Jetzt diskutieren wir wieder, ob wir wieder maskenfrei shoppen dürfen? Mir ist das zu wenig.
Und vor allem: ich sehe einen Zusammenhang. Durch die Pandemie ist die Anspannung allgemein gerade sehr groß, weltweit. Ich glaube, dass diese Anspannung dazu beigetragen hat, dass #blacklivesmatter dieses Mal so eruptiv war (was gut ist!!). Aber wie geht es jetzt weiter? Werden wir es genau so framen - "es waren halt alle verrückt wegen Corona" - oder werden wir 2020 wirklich als Jahr des Umbruchs begreifen? In dem wir gemerkt haben, was wirklich wichtig ist und in dem wir alle gelernt haben, wie man gerecht und fair miteinander umgeht? Und dann wäre da noch die Sache mit dem Klimawandel....
Das mein ich mit schwer: Ich kann nicht einschätzen, ob es ein Jahr des Wandels ist oder ein Jahr, in dem wir genau gar nicht vom Gas gestiegen sind, obwohl wir mit 180 in Richtung Betonmauer brettern. Ob wir BLM halt im Jahresrückblick als "das passierte im Mai und Juni" lesen werden und uns denken "äh ja, da war was" oder ob es wirklich konstruktiv bleibt und zur dauerhaften realpolitischen Tatsache wird. Es ist grade alles so in Limbo und alles, was ich tun kann, ist, meinen Teil dazu beitragen, dass der Wandel nun positiv weitergeht. So wie jede und jeder von uns, übrigens. Und das ist verdammt schwer. Ich fühl mich trotz aller Überzeugung zu #Antirassismus, #nachhaltigkeit und #gerechtigkeit gerade latent überfordert. Und ihr so?